Die IWC Ingenieur AMG in einem AMG Roadster

Es könnte schlimmer sein: ein sonniger Sommertag, ein schnelles Cabrio und eine coole IWC-Uhr. Das Auto ist der Mercedes SLS AMG Roadster. Auch die Uhr ist eine Art AMG: die Ingenieur Automatic AMG Black Series Ceramic, die 2013 zu Ehren des IWC-Sponsorings des Mercedes AMG Petronas Formel-1-Teams eingeführt wurde. Es scheint passend, dass wir die AMG-Uhr bei einer Testfahrt mit einem AMG-Auto testen, also sind wir hier am AMG-Hauptsitz in Affalterbach, Deutschland, bereit, Auto und Uhr auf eine Spritztour mitzunehmen.

Zunächst werden wir über die Standorte der nahe gelegenen Radarfallen informiert. Dann werden wir gebeten, das über 200.000 Dollar teure Auto unversehrt zurückzugeben. Kein Problem, versprechen wir.

Wir verbringen den Vormittag damit, Fotos von der Uhr in und um den geparkten Roadster zu schießen, damit wir Zeit haben, alle Details der IWC unter die Lupe zu nehmen.

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Das metallische Braun des Zifferblatts steht in schönem Kontrast zum mattschwarzen Keramikgehäuse und der glänzenden schwarzen Keramiklünette, die ebenso Hightech sind wie die fünf auffälligen Schrauben mit Spezialköpfen auf der Vorderseite der Uhr. Die warme Farbe des Zifferblatts, die beige-orangefarbene Leuchtmasse auf den Indizes und Zeigern und das Armband mit Ledereinlage verleihen dieser sonst so technisch wirkenden Uhr eine ganz besondere Note – wie ein braunes Ledersofa vor einer Sichtbetonwand.

Das Interieur des SLS wurde nach dem gleichen Prinzip gestaltet: Die Lüftungsdüsen und der Wählhebel sind aus Aluminium gefräst und von Düsentriebwerken und Gaspedalen inspiriert. Der Rest des Interieurs ist mit vielen Plüschpolstern ausgestattet.

Die Indizes der Uhr sind wie Miniatur-Rennwagen geformt, mit hohen Heckspoilern an den äußeren Enden.

Jetzt ist es Zeit für unsere Probefahrt. Das Cabrioverdeck verschwindet hinter den Sitzen, und aus den Endrohren trompetet eine dröhnende Achtzylinder-Fanfare, als wir den Startknopf drücken. Wahnsinn! Das leise Ticken des Ingenieurs ist bei diesem Geräusch völlig vergessen. Selbst das 1.000-Watt-Surround-Sound-System von Bang & Olufsen wird zur Nebensache, aber wir schalten es trotzdem ein.

What better place to test an AMG watch than in an AMG car?
Wo könnte man eine AMG Uhr besser testen als in einem AMG Auto?

Der SLS AMG lässt sich leicht fahren: Wir schieben den Wählhebel einfach auf “D” und genießen sowohl auf geraden Strecken als auch in Kurven eine ruhige und recht komfortabel gefederte Fahrt. Ebenso benutzerfreundlich ist der Ingenieur: Die Krone ist trotz Kronenschutz leicht zu greifen, aufzuschrauben und herauszuziehen. Ein Sekundenstoppzeiger und ein Schnellrückstellmechanismus für das Datum erleichtern das exakte Einstellen.

Endlich erreichen wir die Autobahn und lassen die Geschwindigkeitsbegrenzungen hinter uns. Wir treten das Gaspedal durch und der Motor macht ein Geräusch wie ein startender Jet. Der Fotograf, der auf dem Beifahrersitz sitzt, hält ängstlich seine Kamera fest. Von Null auf 60 in 3,7 Sekunden fühlt man sich, als hätte man gerade einen Riesen getreten. Der Tacho erreicht bald die 100 mph. Selbst bei dieser Geschwindigkeit ist der Wind, der uns durch die Haare bläst, mehr oder weniger erträglich. Der Fotograf stellt erleichtert fest, dass auf der Autobahn zu viel Verkehr ist, als dass wir gefahrlos auf die unglaubliche Höchstgeschwindigkeit von 200 mph beschleunigen könnten.

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Im Gegensatz zu Autos werden replica uhren natürlich nicht danach beurteilt, wie schnell sie gehen, sondern wie präzise. Nach unserer Fahrt mit Hilfe einer Zeitmessmaschine stellen wir fest, dass die Ingenieur in der Tat präzise ist. Mit einem durchschnittlichen Tagesgewinn von nur 1,8 Sekunden kommt die Ingenieur AMG dem Optimum schon recht nahe. Die größte Abweichung zwischen den Positionen, sechs Sekunden, ist mehr als akzeptabel. Die Amplitude der Waage ist zwischen flachen und hängenden Positionen recht stabil.

The buckle is made of titanium; the strap of rubber and nicely grained leather.
Die Schließe ist aus Titan, das Armband aus Kautschuk und schön genarbtem Leder.

Das Zifferblatt der Ingenieur ist gut ablesbar. Die Indizes und die beiden Ziffern sorgen für eine gute Orientierung und die zweistelligen Minutenziffern auf dem Flansch über den Stundenindizes sind überraschend hilfreich. Man kann die Zeit schnell ablesen, selbst wenn man durch einen Tunnel fährt, obwohl die Leuchtkraft des Zifferblatts nachlässt, wenn die Uhr längere Zeit im Dunkeln liegt.

Aber im Moment, bei strahlendem Sonnenschein, braucht man sich um die Leuchtkraft keine Sorgen zu machen. Wir haben den Schalter für das adaptiv einstellbare Fahrwerk gefunden. Wir wählen “Sport plus” und lenken mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Kurven. Das Fahrwerk ist in dieser Einstellung so hart, dass der Ingenieur gefordert ist, die Stöße mit seiner serpentinenartigen Rotorbrücke abzufedern, die Stöße absorbieren soll. Erfreulich ist auch, dass sich das Armband dieser Uhr trotz ihres Durchmessers von 46 mm so eng und bequem an unser Handgelenk schmiegt wie der Rennsitz des SLS an seinen Fahrer. Nichts drückt unangenehm auf das Handgelenk, und die Kautschuk-Innenseite des Armbandes fühlt sich so weich und geschmeidig an wie die Alcantara-Polsterung des Roadsters.

Even though the watch is very big – 46 mm – it’s comfortable to wear.
Obwohl die Uhr sehr groß ist – 46 mm – ist sie angenehm zu tragen.

Wir halten für eine kurze Pause an einem schattigen Plätzchen an, und das gibt uns die Gelegenheit, Armband und Schließe genauer zu betrachten. Dabei entdecken wir ein Manko, zumindest bei warmem Wetter: Die Naht leitet den Schweiß vom Handgelenk auf die hübsch genarbte Ledereinlage des Armbands, was dazu führt, dass die Einlage an den Rändern nachdunkelt. Die Dornschließe ist aus mattem Titan und nicht aus Keramik, aber sie passt trotzdem gut zur Uhr. Die Schließe ist leicht zu bedienen und fühlt sich dank der abgeschrägten Schlitze im Armband nicht übermäßig dick an.

Die Keramik des Uhrengehäuses hat eine Härte von 1.350 auf der Vickers-Skala und ist sechsmal so kratzfest wie Stahl. Andererseits bricht es schon bei einem Zehntel der Kraft, mit der Stahl dauerhaft verformt wird. Dennoch sind zerbrochene Gehäuse selten. Die Gehäuse werden von Formatec Technical Ceramics in den Niederlanden hergestellt.

Das Uhrwerk wird im Haus hergestellt. Es handelt sich um das Kaliber 80110, das IWC bei der Neuauflage der Ingenieur-Kollektion im Jahr 2005 eingeführt hat. Es verfügt über den Pellaton-Sperrklinkenaufzug und die Triovis-Feinregulierung. Das Werk ist nur spärlich verziert, die Oberflächen sind nicht poliert und die Kanten nicht abgeschrägt.

Der Rotor unserer Testuhr ist geschwärzt, und es sind verschiedene dekorative Muster erhältlich.

The rotor of our test watch was blackened, one of the movement’s few decorative touches.
Der Rotor unserer Testuhr war geschwärzt, eine der wenigen dekorativen Elemente des Uhrwerks.

Im Gegensatz zu früheren Ingenieur-Modellen verfügt dieses Modell nicht über einen Faradayschen Käfig aus Weicheisen, der das Uhrwerk vor Magnetfeldern schützt. Der Verzicht auf diesen Käfig ermöglichte es den Designern, die Uhr dünner zu machen und einen transparenten Boden einzubauen. In Anbetracht des fehlenden Schutzes waren wir froh, dass die seitlichen Lautsprecher des Soundsystems der SLS etwas weiter oben angebracht sind, damit die Uhr ihnen nicht zu nahe kommt, wenn man den Unterarm auf die Armlehne legt.

Das Design der Uhr ist eine Anspielung auf die Ingenieur SL von Gérald Genta aus den 1970er Jahren, eine sportliche Luxusuhr mit integriertem Metallarmband und fünf Löchern auf der Lünette. Mit dem Relaunch der Kollektion im Jahr 2005 erhielt das Gehäuse eine kantigere Form und die Ziffern auf dem Zifferblatt ihr heutiges Aussehen. Der Kronenschutz ist seit 2009 ein vertrautes Merkmal, als er bei der Ingenieur Mission Earth auftauchte. Die Schrauben auf der Lünette, die die fünf Löcher ersetzen, sind neu. Sie sind nicht nur dekorativ: Sie gehen ganz durch, um die Lünette und den Boden mit dem Mittelteil des Gehäuses zu verbinden. Ihre ungewöhnlich geformten Köpfe durchdringen die Lünette und den Boden, um sie am Mittelteil des Gehäuses zu befestigen. Die ungewöhnlich geformten Köpfe sind ein Beispiel für die gute Verarbeitung der Uhr.

Exklusivität ist sowohl für Luxusautos als auch für Luxusuhren wichtig. Die Preisgestaltung ist eine Möglichkeit, dies zu erreichen. Für die IWC Ingenieur Automatic AMG Black Series Ceramic müssen Sie 12.300 Dollar einplanen, eine Summe, die in etwa dem Aufpreis für die optionalen Keramikbremsen des SLS entspricht. Dieser Vergleich ist so ziemlich der einzige, der diese Uhr wie ein Schnäppchen erscheinen lässt. Bei einer so teuren Uhr darf man zu Recht mehr Verzierungen erwarten, vor allem am Uhrwerk. Aber wer würde schon über Geld reden, wenn er in einem Sportwagen der Superlative unterwegs ist und eine coole Uhr trägt? Wenn Sie sich den SLS leisten können, empfehlen wir Ihnen, sich für die Version ohne Keramikbremsen zu entscheiden und das gesparte Geld für den Kauf der Ingenieur aus Keramik zu verwenden.

Leider ist es an der Zeit, den SLS zurückzugeben, sein Dach elektrisch zu schließen und die Schlüssel abzugeben. Unsere Heimreise in einem alten VW Passat holt uns in die Realität zurück, aber wir trösten uns mit dem Wissen, dass wir den Ingenieur noch ein paar Tage tragen können.

MERKMALE:
Hersteller: IWC Schaffhausen, Baumgartenstrasse 15, CH-8201 Schaffhausen, Schweiz
Referenznummer: IW322504 Funktionen: Stunden, Minuten, Sekunden, Datum, Stoppsekundenfunktion
Uhrwerk: Manufakturkaliber 80110, automatisch, 28.800 U/min, 28 Lagersteine, Kif-Stoßsicherung, Triovis-Feinregulierung, 44 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30 mm, Höhe = 7,26 mm
Gehäuse: Keramikgehäuse mit flachem, beidseitig entspiegeltem Saphirglas, verschraubte Keramikkrone, fünf Schrauben zur Befestigung des Bodens, Saphirboden, wasserdicht bis 120 m
Armband und Schließe: Kautschukband mit Ledereinlage und Dornschließe aus Titan
Gangresultate: (Abweichungen in Sekunden pro 24 Stunden) Zifferblatt oben -1 Zifferblatt unten +3 Krone oben +1 Krone unten +5 Krone links +2 Krone rechts +1 Größte Gangabweichung 6 Durchschnittliche Abweichung +1,8
Durchschnittliche Amplitude: Flache Positionen 291° Hängende Positionen 262° Abmessungen: Durchmesser = 46 mm, Höhe = 14,5 mm, Gewicht = 142 g
Preis: $12.300

PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Das Kautschukarmband hat eine attraktive Ledereinlage und ist gut verarbeitet, ebenso wie die matte Titan-Dornschließe. 8
Bedienung (5): Die aus Keramik gefertigte Krone lässt sich leicht abschrauben, herausziehen und drehen. Die Uhr verfügt über eine Stopp-Sekunden- und eine Schnellrückstellfunktion. 5
Gehäuse (10): Die Liebe zum Detail zeigt sich in den unkonventionellen Schraubenköpfen und in den abwechselnd polierten und matten Oberflächen. Das Keramikgehäuse ist kratzfest. 9
Gestaltung (15): Das Spiel zwischen kühl-technischem Design und warmen Farben und Oberflächen funktioniert gut und macht die Ingenieur zu einer ungewöhnlichen Uhr. 14
Ablesbarkeit (5): Kräftige Indizes, Ziffern und Zeiger sorgen dafür, dass die Zeit gut ablesbar ist. Viel Leuchtmasse hilft bei Nacht, aber das Leuchten hält nicht sehr lange an. 5
Tragekomfort (10): Trotz ihrer Größe liegt diese Uhr bequem und gut am Handgelenk an. 9
Uhrwerk (20): Dieses Manufakturkaliber verdient Lob für seinen Klinkenaufzug und die Stoßdämpfung zum Schutz des Rotors, aber die Feinregulierung für den Index und die Verzierungen sind nur auf ETA-Niveau. 16
Bewertungsergebnisse (10): Die Ergebnisse waren gut, mit einem leichten durchschnittlichen Tagesgewinn und keinen übermäßig großen Abweichungen zwischen den verschiedenen Positionen. 8
Gesamtwert (15): Die Verarbeitung ist gut, das Gehäuse ist aus Keramik und das Uhrwerk ist aus eigener Herstellung, aber der Preis ist dennoch hoch. 10
GESAMT: 84 PUNKTE